Saturday, March 29, 2008

Zehn Wahrheiten- Miranda July




Miranda July ist Alleskönnerin. Ihr Film "Ich und du und alle, die wir kennen" räumte völlig zu Recht in Cannes die Goldene Palme fürs beste Erstlingswerk ab. Sie beweist Musikgeschmack, wenn sie in einem Video von Blonde Redhead auftritt.

Zusammen mit dem Künstler Harrell Fletcher ist sie für eine hoffnungsrettende Internetseite verantwortlich, auf der Vorschläge gesammelt werden, wie man sich selbst und sein Leben zu lieben oder zumindest besser auszuhalten lernt. Und jetzt hat sie mit "Zehn Wahrheiten" auch noch einen Kurzgeschichtenband veröffentlicht,

der die Bestmarke des Genres ein ganzes Stück nach oben verschiebt.

Wie bei so ziemlich allen Projekten der 34-jährigen Amerikanerin, wimmelt es auch in den Erzählungen von einsamen, überforderten und verzweifelten Helden. "Wir hatten Menschen geliebt, die wir nicht wirklich hätten lieben sollen,

und dann andere Menschen geheiratet, um unsere hoffnungslose Liebe zu vergessen, oder wir hatten einmal Hallo in den Hexenkessel Welt hineingerufen und waren schnell weggerannt, ehe jemand antworten konnte", charakterisiert die Erzählerin von "Es war Romantik" die Teilnehmerinnen eines Selbstfindungskurses, und diese Beschreibung gilt auch für die Figuren der anderen Geschichten.
Die Allrounderin July sucht sie in ihren Alltagswelten und begleitet sie bei der Liebessuche. Sie schaut so genau hin, dass die Realität verschwimmt und ihr somit Raum zur Poetisierung der kleinen Skurrilitäten des Lebens lässt. Ein Lesevergnügen sondergleichen.

Julys feiner, ganz und gar nicht ausgestellter Humor bewahrt sie dabei vor dem Kitsch.

Und allein die unkonventionelle Schönheit dieses Blickwinkels macht dem Leser Mut.

Happy Endings würden das nur wieder zerstören. http://www.kulturnews.de/

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