Monday, October 02, 2006

Das Parfum.Die Verfilmung

Gestern habe ich den Film " Das Parfum" gesehen, und war irgendwie zwiegespalten ob der Film genial oder einfach etwas ĂĽberkitscht und platt ist, ich finde er hat Anteile beider Elemente in sich, habe dann eine Rezension auf http://www.kino-zeit.de gefunden, die ziemlich genau meine Meinung wiederspiegelt:
Das Parfum - Die Geschichte eines MördersDas Parfum - Die Geschichte eines Mörders von Tom Tykwer© Constantin FilmverleihEin Duft, der schnell verfliegtPatrick Süskinds Roman Das Parfum hat sich seit seinem Erscheinen 1985 weltweit über 15 Millionen Mal verkauft. So etwas nennt man wohl Bestseller.
Es ist der größte deutsche Romanerfolg seit Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues. Klar, dass Erfolgsproduzent Bernd Eichinger, den mit Süskind eine langjährige Freundschaft verbindet, die erste Gelegenheit nutzte, sich die Filmrechte an diesem eigentlich als unverfilmbar geltenden Stoff zu sichern. Süskind hatte seinen Widerstand gegen eine filmische Adaption aufgegeben, wohl auch, weil er um Eichingers Hartnäckigkeit wusste. Was der Münchner sich in den Kopf gesetzt hat, das zieht er auch durch. Mit Tom Tykwer fand sich schließlich ein bei Publikum und Kritik gleichermaßen respektierter Regisseur, der sich an das mit 45 Mio. Euro teuerste deutsche Kinoprojekt wagte.
Das Parfum, so lässt sich bereits im Untertitel Die Geschichte eines Mörders erfahren, erzählt den Werdegang eines nicht wirklich sympathischen Zeitgenossen. Wir schreiben das Jahr 1738. Geboren im Dreck und Gestank des Pariser Fischmarktes, soll das Baby, das später den Namen Jean-Baptiste Grenouille trägt, eigentlich wie ein Stück Abfall entsorgt werden.
Nur der Aufmerksamkeit einiger Passanten verdankt es die Rettung vor dem sicheren Tod. Als junger Mann (dargestellt von Newcomer Ben Whishaw), der in den Waisenhäusern und als entrechteter Arbeitssklave bereits zuviel für ein einzelnes Leben durchleiden musste, ist er gefangen in seiner ganz eigenen Welt. Ohne genau zu wissen, was Recht und was Unrecht ist, sprachlich zurückgeblieben, ein autistischer Charakter, besitzt er doch die außergewöhnliche Gabe, jeden Duft, jeden Geruch in seine jeweiligen Bestandteile zu entschlüsseln. Diese Fähigkeit weckt schließlich das Interesse des Parfumeurs Baldini (Dustin Hoffman). Während Jean-Baptiste bei ihm das Handwerk eines Parfumeurs erlernt, entwickelt er unbeobachtet eine nicht mehr zu kontrollierende Obsession.
Er ist besessen von der Idee, menschliche Aromen zu konservieren. Dafür ist ihm jedes Mittel recht.Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders ist zunächst einmal ein dunkles Märchen, das seinen historischen Kontext nicht zwingend benötigt.
Zugleich ist es das detaillierte Psychogramm eines Mörders, das sich unter Abstraktion der opulenten Hülle in die Reihe moderner Serienkiller-Filme einordnen lässt. Genre-Highlights wie Henry: Portrait of Serial Killer und Das Schweigen der Lämmer, die mehr Wert auf die Sezierung der Täterpsyche als auf die Zurschaustellung blutiger Körper legen, unternehmen ebenso wie Tykwers Adaption den Versuch, das Unbegreifliche erfahrbar zu machen.
Genau so, damit wir es gerade noch erklären, aber nicht rational verstehen können. Über nahezu zweieinhalb Stunden einem zwischen Unsicherheit und tiefer Einsamkeit entrückten Charakter dabei zuzusehen, wie er versucht, das eigene innere Vakuum zu füllen, stellt an den Zuschauer die keineswegs leichte Forderung, sich für jemanden zu interessieren, dem man eigentlich keine Empathie entgegen bringen möchte.
Bernd Eichinger, der gemeinsam mit Andrew Birkin und Tom Tykwer das Drehbuch verfasste, sah folglich auch in der Umsetzung von Grenouilles Persönlichkeit als amoralische aber zugleich faszinierende Institution die größte Herausforderung während des Schreibprozesses.Nein, eine Identifikationsfigur ist dieser Jean-Baptiste nicht. Zumindest solange man sich auf der Ebene des Plots bewegt. Den Erfolg der Vorlage dürfte in Wahrheit etwas anderes ausgemacht haben.
Süskind ist kein derart talentierter Erzähler, wie es die Stellung, die sein Roman national wie international einnimmt, nahe legt.
Er hat aber mit dem Duftmörder eine Projektionsfläche geschaffen, die jeder für sich mit anderem Inhalt füllen kann. Der in den westlichen Gesellschaften zu beobachtende Trend zur Versinglelung, die Einsamkeit inmitten hektischer Betriebsamkeit und die Flucht in jeweils andere Fetische, sind die eigentlichen Sujets mit denen Buch wie Film spielen. Der britische Aufsteiger Ben Whishaw brilliert in dieser ambivalenten jenseits aller Wert- und Moralvorstellungen angelegten Rolle.
Ihn umgibt einerseits eine undurchdringliche Aura, andererseits reißt er sich vor unseren Augen sein Herz aus der Brust und weint im Bewusstsein, niemals Liebe und Nähe erfahren zu haben, bittere Tränen.Leider spielt Tykwer zu selten die Stärken seines Hauptdarstellers aus.
Stattdessen setzt er auf die gelackte Inszenierung der im Übermaß vorhandenen Schauwerte. Auch wenn Kameramann Frank Griebe Bilder von madenübersähten Fischkadavern und schlammgetränkten Kleidern einfängt, ist die kostümierte Kulisse jederzeit als solche spürbar. Zu offensichtlich soll sich der Zuschauer an dem Chaos in den engen Gassen und den epischen Naturaufnahmen satt sehen, zu platt spiegelt Das Parfüm - Die Geschichte eines Mörders die Sehnsucht seiner Macher nach Epos und Spektakel wieder.
Subtilität sieht anders aus. Obwohl Tykwer bereits bewiesen hat, dass er auch symbolträchtige, märchenhafte Geschichten
inszenieren kann (Lola rennt, Der Krieger und die Kaiserin), scheinen ihm hier die Produktionswerte die Sicht auf das Wesentliche, sprich auf Grenouille, versperrt zu haben.
Der Funke will nicht ĂĽberspringen. So kann man Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders bestenfalls bewundern wie ein Gemälde der alten Meister ob seiner Opulenz und erdigen Bilderpracht. Nur wirklich lieben kann man Tykwers Opus Magnum schwerlich. Womit wir wieder bei Jean-Baptiste Grenouille wären. Posted by Picasa

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